Unbenutzbar

Nachhaltigkeit hat einen Feind namens Obsoleszenz. Dieser Begriff steht dafür, dass Dinge unbenutzbar werden, durch Verschleiß oder durch mangelnde Kompatibilität.

Mir ist aufgefallen, dass es (auch in meinem Bekanntenkreis) zahlreiche Anhänger der Theorie der „geplanten Obsoleszenz“ gibt. Unter diesem Kampfbegriff werden Produkthersteller verdächtigt, mit Absicht murksig und „mit Schwachstellen“ zu produzieren. Geplante Obsoleszenz macht für die Hersteller von Produkten aus zwei Gründen Sinn: erstens spart man Produktionskosten und zum zweiten erzwingt man einen schnelleren Wiederanschaffungszyklus.

Dazu angeführte Beispiele lauten:
a) Glühbirnen (der klassischen Glühfadenart) könnten ewig brennen. Tasächlich gibt es eine solche, die Seit dem Jahr 1901 brennt.
b) Nylonstrümpfe könnten „Laufmaschen-frei“ hergestellt werden
c) Tintenstrahlerdrucker hätte mutmaßlich einen Chip, der nach einer vorgegebenen Anzahl Drucke einen defekt vortäuscht
d) Die Autoindustrie habe übertrieben schnelle Innovationszyklen
e) Die Computerindustrie habe übertrieben schnelle Innovationszyklen inkl. der unnötigen Veränderung von Details
f) die ganze Modeindustrie sei ein Auswuchs der geplanten Obsoleszenz

Nun ja, atürlich geht es hier um das ökonomische Bestreben, Dinge möglichst marktgerecht zu produzieren. Eines der wichtigsten Marktfaktoren ist natürlich der Preis. Die Geschichte mit den Glühbirnen mag uns einen Hinweis liefern, was hier vor sich geht. Klassische Glühfadenbirnen waren nämlich ein sehr sehr billiges Produkt mit Herstellungskosten im Centbereich. Je heller dabei die lampe brennt, desto schneller brennt sie durch. Die 100-jährige Birne gibt es in der Tat, diese glimmt aber bei sehr geringer Lichtstärke vor sich hin. Es wäre sehr sehr teuer, eine sehr helle, sehr haltbare Birne zu bauen. Bildprojektoren haben solche Birnen.

Der Grund für die schlechte Haltbarkeit der Dinge liegt also vor allem im niedrigen Herstellungspreis. Und dieser ist dadurch bedingt, dass das System der billige Massenfertigung sehr erfolgreich ist und dadurch die Qualitätsware in vielen Bereichen verdrängt hat. Ein Großteil der Menschen hat nämlich oft nicht die Möglichkeit, sich für das bessere und haltbarere Produkt zu entscheiden. Leider! Wer billig kauft, kauft doppelt. Das ist ein allzu wahrer Spruch.

Ein anderer Marktmechanismus macht es den Technikkonzernen schwer, nachhaltige Produkte zu erzeugen: das Tempo und die zunehmende Komplexität der Innovation. Das Silicon Valley tut sich schwer genug, mit den neuesten Entwicklungen der Technik Schritt zu halten. Was schert ein da das Betriebssystem von gestern. Der Marktanteil eines Technikriesen wird durch seine Innovationskraft bestimmt, nicht davon, dass die Produkte langlebig sind.

Im Gegensatz zum Schuh oder zur Glühbirne ist es im Technikbereich allerdings wirklich traurig. Nicht ein Konzern entwickelt ein Computersystem, das langfristig rückwärtskompatibel ist. Der ständige Austausch der Geräte ist eingeplant.

Veröffentlicht in Antithesen